Hat im Handwerk gefunden, was ihr guttut: Freya Bruns, Auszubildende bei der Uwe Thormählen GmbH.
© Fenja Gralla / Handwerkskammer Oldenburg

Vom Studium aufs Dach: 
Freya Bruns findet ihr Glück im Handwerk

Nach ihrem Studium entschied sich Freya Bruns bewusst für einen neuen Karriereweg. Anlässlich des Mottos des diesjährigen „Tag des Handwerks“ erzählt die 29-Jährige, warum ihr das Handwerk so guttut.

erstellt am 12. September 2025

Bardenfleth. Nach Studium mit Bachelor- und Masterabschluss sowie zwei Jahren Berufstätigkeit in der Logistikbranche war für Freya Bruns klar: Das ist nicht das Richtige für mich. „Ich habe die Unternehmen gewechselt, um zu schauen, ob es vielleicht an der Betriebskultur oder der Branche liegt. Aber letztendlich war es einfach die Tätigkeit. Das Sitzen im Büro, die Arbeit am PC – ich brauchte etwas anderes.“

Wie dieses „andere“ aussehen könnte, hatte sie bei ihrem Vater gesehen, der Zimmermeister ist. Wenn sie Zeit hatte, hat sie bei ihm ausgeholfen – und es immer sehr genossen. „Deshalb wollte ich den Schritt wagen und habe mich für eine Dachdecker-Lehre entschieden. Ich bin einfach unglaublich gerne draußen und wusste durch die Zeit bei meinem Vater, dass mir die Art der Arbeit gefällt.“

Nach einem Praktikum bei der Uwe Thormählen GmbH in Bardenfleth (Kreis Wesermarsch) konnte sie dort auch ihren Ausbildungsvertrag unterschreiben. Seitdem geht sie jeden Tag mit einem Lächeln zur Arbeit. „Ich liebe das Gefühl, am Ende des Tages zu sehen, was ich geschafft habe. Meine Arbeit ist für mich jetzt so sinnstiftend und ich fühle mich produktiv. Auch den Zusammenhalt im Team finde ich schön, und ich kann mich mit dem, was ich mache, identifizieren. Das macht mich einfach glücklich“, strahlt die 29-Jährige.

Ihre Entscheidung ist damit ein Paradebeispiel für das diesjährige Motto des Tags des Handwerks, der bundesweit am 20. September gefeiert wird. „Handwerk tut gut – nicht nur der Gesellschaft, sondern jedem Einzelnen, der einen Handwerksberuf ausübt. Wer in seinem Job Sinnhaftigkeit und Wertschätzung findet, fühlt sich wohl und ist zufrieden. Und das ist vor allem auch für die junge Generation ein wichtiger Faktor bei der Suche nach einem zukünftigen Beruf“, weiß Eckhard Stein, Präsident der Handwerkskammer Oldenburg. Er ist beeindruckt von Freyas Mut, nach dem Studium mit einer handwerklichen Ausbildung zu beginnen. „Ich bewundere sehr, wenn jemand dem Weg folgt, der ihm guttut, und wenn dieser Weg ins Handwerk führt – umso besser!“   

Bruns ist jetzt im letzten Jahr ihrer Ausbildung und genießt es, dass ihr nach und nach auch eigenverantwortliche Arbeiten übertragen werden. „Das ist eine tolle Wertschätzung. Wenn ich dann meine Aufgabe habe, das Wetter gut ist, ich auf eine tolle Aussicht blicke – das sind schon besondere, erfüllende Momente für mich“, schwärmt sie. Rückblickend würde sie an ihrem Berufsweg trotzdem nichts ändern. „Ich habe im Studium und im Berufsleben so viel gelernt und habe dadurch ein ganz anderes Auftreten und Selbstbewusstsein, als ich es vielleicht mit 18 gehabt hätte. Das ist bei dem manchmal doch rauen Umgangston in der Branche gar nicht schlecht.“

Sie würde sich dennoch wünschen, dass auch an den Gymnasien mehr darüber gesprochen wird, dass eine Berufsausbildung eine echte Alternative zum Studium ist. Zumindest würde sie jedem, der sich für das Handwerk interessiert, dazu raten, es auszuprobieren. „Für mich ist es jetzt genau das Richtige. Es bietet zum Beispiel mit Auslandspraktika so viele Möglichkeiten, Neues zu lernen, zu entdecken und auch über sich hinauszuwachsen.“

„Die Geschichte von Freya Bruns zeigt, wie erfüllend ein Wechsel ins Handwerk sein kann. Für uns ist sie ein Beispiel dafür, dass Mut und Leidenschaft im Beruf den Unterschied machen“, so Präsident Stein. Er hofft, dass sich noch viele junge Menschen inspirieren lassen: „Das Handwerk bietet Sicherheit, Perspektiven und vor allem Sinn. Wir brauchen mehr Freyas – junge Leute, die ihren Weg im Handwerk gehen und damit unsere Gesellschaft stärken.“

Wer noch mehr Gründe braucht, warum „Handwerk guttut“, kann auf den Instagram-Kanal der Handwerkskammer Oldenburg schauen (@hwk_oldenburg). Hier erzählen Handwerkerinnen und Handwerker in kurzen Video-Tagebuch-Einträgen, warum ihr Beruf sie erfüllt. Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, kann das noch bis Freitag, 19. September, tun.