Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Stefanie Seyfarth, Betriebsinhaber Manuel Timmerevers, Präsident Eckhard Stein und Betriebsberater Michael Metzler (v. li.) sprachen über die konjunkturelle Lage im Bezirk der Handwerkskammer Oldenburg.
© Julia Stier / Handwerkskammer Oldenburg
Verhalten positiv
Die Handwerkskammer Oldenburg stellt Ergebnisse der Herbstumfrage zur Geschäftslage vor. Viele Herausforderungen bleiben bestehen. Ein Zimmermeister berichtet aus dem unternehmerischen Alltag.
erstellt am 26. November 2025
Oldenburg. Das regionale Handwerk verzeichnet eine verhaltene Verbesserung der wirtschaftlichen Stimmung. Der Geschäftsklimaindikator steigt laut Herbstumfrage der Handwerkskammer Oldenburg auf 113 Punkte – nach 108 im Vorjahr. „Von einer stabilen Trendwende können wir nicht sprechen. Dafür sind zu viele Unsicherheiten erkennbar“, sagte Kammerpräsident Eckhard Stein bei der Vorstellung der Ergebnisse.
„Zunächst einmal sind wir froh, dass alle sieben Gewerkegruppen des Handwerks über 100 Indikatorpunkte gemeldet haben. Den Sprung über diese Marke haben das Nahrungsmittelhandwerk (115 Punkte; zuvor 97) und das Bauhauptgewerbe (109; zuvor 99) geschafft“, führte Stein weiter aus. Bei den Bauberufen fiel auf, dass Auftragsbestände und Umsatzentwicklung besser beurteilt wurden. Die Bäcker, Konditoren und Fleischer gaben an, dass sie wieder mehr investieren.
Die höchste Zufriedenheit liegt den Antworten von insgesamt 636 Betrieben nach im Kfz-Gewerbe. Hier kletterte der Wert von 126 auf 128 Indikatorpunkte. Es folgen die personenbezogenen Dienstleistungen (125; im Vorjahr 116 Punkte), die Gesundheitshandwerke (120; im Vorjahr 114 Punkte) und das Ausbaugewerbe (112; im Vorjahr 107 Punkte). Lediglich die Gewerke für den gewerblichen Bedarf meldeten eine schlechtere Stimmung als im Herbst 2024: Hier sank der Wert von 106 auf 103 Punkte.
Aus der betrieblichen Praxis berichtete Manuel Timmerevers. Er ist Geschäftsführer der Karl Thienel Holzbau GmbH in Garrel. „Wir haben in diesem Jahr bereits drei neue Mitarbeiter eingestellt und werden im kommenden Jahr nachlegen. Bereits in den vergangenen Monaten war die Auftragslage so gut, dass wir aktuell mehr Personal bräuchten, um die Anfragen bedienen zu können. Ich rechne mit einer Nachfrage in 2026, die vielleicht sogar noch stärker ist“, sagte der Bauingenieur und Zimmermeister.
Das 20-köpfige Team von Thienel Holzbau arbeitet sowohl im Gewerbe- als auch im Mehrfamilienhausbereich. „Wir wollen etwas bewegen und haben zum Beispiel in eine neue Produktionshalle für beidseitig geschlossene Holzrahmenbau-Elemente investiert“, sprach Timmerevers eine vom Land Niedersachsen geförderte Investition an. Ende August hatte Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne einen Bescheid in Höhe von 1,7 Millionen Euro in Garrel-Nikolausdorf übergeben.
Manuel Timmerevers ist ein Verfechter der Holzrahmenbauweise. Ein Argument zielt auf die Länge der Bauvorhaben: „Wir sitzen von Beginn an mit am Tisch. Somit sind termingerechte Übergaben sehr viel wahrscheinlicher.“ Der Geschäftsführer nannte neben der Produktionshalle und den Mitarbeitern noch einen weiteren Aspekt, in den Thienel Holzbau investiert: ein Re-Design der Corporate Identity inklusive einer erhöhten Aktivität in den Sozialen Netzwerken.
Die von Präsident Stein eingangs erwähnten Unsicherheiten konkretisierte Stefanie Seyfarth, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer. „Trotz der positiven Tendenzen bleiben strukturelle Belastungen deutlich spürbar. Neue Investitionen werden konservativ geprüft, Fachkräfte fehlen in vielen Bereichen – besonders im Bau- und Ausbauhandwerk“, erklärte Seyfarth. „Zugleich zwingt der starke Preisdruck viele Unternehmen dazu, gestiegene Kosten an Kunden weiterzugeben.“ Präsident Stein ergänzte: „Wir brauchen dringend politische Reformen: weniger Bürokratie, schnellere Verfahren und mehr unternehmerische Freiräume.“