Bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg sprach Ingo Mahl (Mitte), Chef Executive Officer der Schlüterschen Mediengruppe, über Transformationen durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in Handwerksbetrieben und Medienhäusern. Es begrüßten ihn (v. li.) Hauptgeschäftsführer Heiko Henke, Kammerpräsident Eckhard Stein, Vizepräsidentin Irene Lammers und Vizepräsident Stefan Cibis im Saal der Handwerkskammer.
© Fenja Gralla / Handwerkskammer Oldenburg

Unterstützung für Betriebe und ein ersehntes Ticket für Auszubildende

Die Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg setzt sich für praxistaugliche Regelungen zum Handwerkerparken und für eine Senkung der Stromsteuer ein. Medienexperte Ingo Mahl sprach zu den Mitgliedern.

erstellt am 2. Dezember 2025

Oldenburg. Zum 205. Mal ist die Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg zusammengekommen. Präsident Stein berichtete von steigenden Zahlen bei den Mitgliedsbetrieben (plus 22 seit Jahresbeginn auf 13.532) und bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen (plus 73 auf 2.609 im Vergleich zum Vorjahr). Im Kammersaal am Theaterwall sagte er: „Die Betriebe spiegeln uns eine bessere Lage und optimistischere Erwartungen wider als im vergangenen Herbst. Der Geschäftsklimaindikator ist von 108 auf 113 Punkte gestiegen“, nannte er das zentrale Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage.

Die 39 Mitglieder der Vollversammlung sind zu zwei Dritteln Arbeitgeber und zu einem Drittel Arbeitnehmer. Das Gremium beschloss am Dienstag unter anderem das Positionspapier der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) „Handwerkerparken in Niedersachsen reformieren – Mobilität als Standortfaktor stärken“. Um die Mobilität handwerklicher Betriebe zu sichern, wird darin eine niedersachsenweit einheitliche und digitale Genehmigungspraxis für Handwerkerparkausweise sowie eine gerechte Gebührenstruktur gefordert. „Ohne Mobilität kein Handwerk – unsere Betriebe müssen zu ihren Kundinnen und Kunden kommen können“, erklärte Präsident Stein.

Die Vollversammlung beschloss zudem eine Resolution zur Senkung der Stromsteuer. Präsident Stein betonte, dass das Handwerk Verlässlichkeit und faire Rahmenbedingen erwarte. „Im Koalitionsvertrag wurde zugesagt, die Stromsteuer für alle zu senken. Dieses Versprechen muss jetzt eingelöst werden. Unsere Betriebe brauchen spürbare Entlastungen und keine Ausnahmen.“

Ein vom Handwerk ersehnter Schritt vollzieht sich zum Jahreswechsel: Dann startet das „D-Ticket Azubi NI“ für alle Auszubildenden und Freiwilligendienstleistende in Niedersachsen. Zur Umsetzung der Zusage der Landesregierung sagte Kammerpräsident Stein: Das Azubi-Ticket löst noch nicht alle Mobilitätsprobleme, aber es ist ein sehr gutes Signal. Es unterstreicht nicht nur die Gleichwertigkeit von Studium und betrieblicher Ausbildung, sondern unterstützt auch die regionale Wirtschaft“, so Stein. „Es verbessert die Mobilität der Auszubildenden, stärkt die Attraktivität der Ausbildung und hilft dadurch den Betrieben, Fachkräfte zu gewinnen.“

Ebenfalls zum Jahreswechsel wird es Neuigkeiten bei der Mitgliederpublikation „Norddeutsches Handwerk“ geben. „Aus der Zeitung wird ein Magazin. Regionale Inhalte bekommen mehr Gewicht“, sprach Eckhard Stein konzeptionelle Neuerungen an. Von der Schlüterschen Mediengruppe, die das „NH“ für insgesamt sieben Handwerkskammern produziert, war Chief Executive Officer Ingo Mahl als Gastredner eingeladen. Mahl ging in seinem Vortrag auf den Wandel im Handwerk und den Wandel in den Medien ein.

Wie wichtig ist Veränderung für Handwerksbetriebe, wie wichtig für die Fachmedienlandschaft? Welche Chancen bietet Künstliche Intelligenz für beide Branchen, wie mutig und aktiv sollten Unternehmen vorangehen? Zu diesen und anderen Fragen lieferte Ingo Mahl in seinem Vortrag spannende Impulse. Dabei ging er auch darauf ein, warum es wichtig ist, im Transformationsprozess Risiken einzugehen, um nicht vom Wettbewerb abgehängt zu werden. „Die Herausforderungen für Handwerksbetriebe und Verlage unterscheiden sich dabei gar nicht so stark“, stellte Mahl fest. Man müsse nur ins Machen kommen, und das dauerhaft. Digitalisierung und KI-Einsatz seien kein einmaliges Projekt.

Heiko Henke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, sprach den Bedarf an Führungskräften, die Betriebe übernehmen möchten, an. „Wir bieten Existenzgründersprechtage an und beraten sowohl die Abgebenden als auch die Übernehmenden. Beide Gruppen können auf einer Plattform Inserate einstellen beziehungsweise recherchieren“, so Henke. Aus Oldenburg beschrieb er den Fall einer erfolgreichen Übernahme bei einem Fahrzeuglackierbetrieb.

Aus dem Geschäftsbereich Berufsbildung berichtete Henke, dass die Integrationsarbeit der Handwerkskammer ausgezeichnet wurde. Als eines von 50 Projekten unter mehr als 250 Einreichungen hat die Initiative „Deutschland - Land der Ideen“ den Ansatz, Geflüchtete über Beratung und Netzwerke in Ausbildung und Arbeit zu bringen, ausgewählt. Die Berater der Handwerkskammer Oldenburg haben seit 2015 schon über 1.600 Menschen in Praktika, Einstiegsqualifizierung, Ausbildung und Arbeit gebracht. „Die ersten Geflüchteten haben mittlerweile, aufbauend auf dem Erwerb des Meistertitels, Betriebe gegründet und bilden selber aus“, freute sich Hauptgeschäftsführer Henke.