Handwerk als Stabilitätsanker: Präsident Eckhard Stein (li.) und Hauptgeschäftsführer Heiko Henke (re.) begrüßen Landrat des Landkreises Vechta Tobias Gerdesmeyer als Gastredner bei der 204. Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg.
© Fenja Gralla / Handwerkskammer Oldenburg

Ein Jubiläum, ein Preis und ganz viel Arbeit

Die Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg blickt auf das 125-jährige Bestehen der Institution. Tobias Gerdesmeyer, Landrat des Landkreises Vechta, hält das Gastreferat.

erstellt am 18. Juni 2025

Oldenburg. Von Kaiser Wilhelm II. bis zu digitalen Projekten in der Berufsorientierung: Bei der 204. Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg wurde ein weitreichender zeitlicher Bogen gespannt. Hintergrund ist das Jubiläum der Kammer in diesem Jahr. „Die Ursprünge liegen im Jahr 1900“, erklärte Kammerpräsident Eckhard Stein. „Nach dem kaiserlichen Erlass wurden Handwerkskammern gegründet. In Oldenburg waren die ersten Büroräume am Stau, seit 1913 und bis heute ist der Hauptsitz am Theaterwall.“

In den 125 Jahren sind die zentralen Aufgaben immer den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit angepasst worden. Dabei handelt es sich um das Führen der Handwerksrolle, die Organisation der beruflichen Ausbildung und Prüfungen, die Interessenvertretung des Handwerks sowie um die Beratung von Handwerkerinnen und Handwerkern. „Mir ist wichtig, dass neben unseren hoheitlichen Aufgaben etwas sehr Bedeutendes im Mittelpunkt steht: Wir sind Dienstleister für unsere Mitglieder, und das soll ihnen auch bewusst sein, das sollen sie auch spüren“, ergänzte Präsident Stein.

Über die Rolle des regionalen Handwerks in der Gegenwart sprach Tobias Gerdesmeyer als Gastreferent der Vollversammlung. Der Landrat des Landkreises Vechta sagte: „Dem Handwerk im Oldenburger Land geht es auch deshalb gut, weil die Handwerkskammer Oldenburg für ihre 13.400 Betriebe hervorragende Arbeit leistet. Und wir brauchen das Handwerk als Innovationstreiber, als Stabilitätsanker und Partner der Kommunen in der Region. Eine funktionierende kommunale Infrastruktur - etwa Sportstätten, Schwimmbäder oder Kitas – ist ohne das Handwerk nicht denkbar. Zudem ist das Handwerk ein unverzichtbarer Ausbilder und Arbeitgeber, der sicher Jobs schafft und jungen Menschen tolle Chancen eröffnet.“

Ein weiteres Schwerpunktthema bei der Vollversammlung lautete „Frauen im Handwerk“. Beim Wettbewerb „Frau-Handwerk-Nachfolge weiterdenken“ hatte Bundesbildungsministerin Karin Prien Ende Mai in Berlin eine innovative Kampagne der Handwerkskammer Oldenburg ausgezeichnet. „Unser Geschäftsbereich Wirtschaftsförderung ist mit dem Ziel angetreten, noch mehr Frauen im Handwerk zu vernetzen und sie sichtbarer zu machen“, erklärte Heiko Henke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.

Die Kampagne #handwerkistWEIBLICH fußt auf mehreren Bausteinen. „Mit Veranstaltungen, Presseartikeln, einem neuen Homepage-Bereich und viel Aktivität auf Social Media begleiten uns starke Frauen und ihre Themen durch das Jahr“, so Henke. Der zentrale Erfolgsfaktor für die erzielte Reichweite seien die zwölf regionalen Handwerkerinnen, die mit Fotos und Zitaten der Kampagne Gesichter geben, betonte der Hauptgeschäftsführer.

Präsident Stein informierte die Vollversammlung, dass in 13.392 Mitgliedsbetrieben derzeit 90.400 Beschäftigte und 6.417 Auszubildende ihrem Handwerk nachgehen. Die jüngste Konjunkturumfrage habe im Frühjahr ergeben, dass das Geschäftsklima von 113 Indikatorpunkten auf 118 gestiegen ist. Bei den Betrieben, so ergänzte Hauptgeschäftsführer Henke, sei der Start der neuen Bundesregierung mit Hoffnungen verbunden. Konkret seien genannt worden: Mehr Planbarkeit, mehr Aufträge der öffentlichen Hand, ein Wirtschaftsaufschwung, Steuersenkungen und der Abbau der Bürokratie.

Dass nicht nur die Bundesregierung viel Arbeit vor sich habe, sondern auch das Handwerk vor Ort, das machte Präsident Stein anhand von Berufsorientierung deutlich. „Dieser immens wichtige Faktor für die Zukunft der Betriebe und für eine gute Versorgung der Bevölkerung spielt an vielen Stellen eine Rolle. Beispiel: Unsere jährliche Veranstaltung für Schülerinnen und Schülern wird auf ein neues Modell umgestellt. Aus dem ‚Tag der Ausbildung‘ wird ‚Campus Handwerk‘ mit Wettkämpfen, Vorträgen und Informationen zu Praktika.“

Neben Stationen zum praktischen Kennenlernen von rund 30 Ausbildungsberufen bleibt auch der direkte Austausch mit Auszubildenden sehr wichtig. Zusätzlich gibt es Angebote für Lehrer und Betriebe rund um das Thema Berufsorientierung. In den kommenden Jahren soll der Campus Handwerk auch digitaler werden und den Schulen neue Materialen zur Verfügung stellen. Die Premiere von „Campus Handwerk“ findet am Donnerstag, 28. August statt. „Die Schulen aus der Region sind eingeladen, einen erkenntnisreichen Vormittag im BBZ zu erleben“, so Präsident Stein.