
Die Energiewende ist eine Chance für das Handwerk und weitere Wirtschaftsbereiche: Thorsten Janßen, Moderatorin Greta Stangner, Eckhard Stein und Jan Müller (v. li.) in der „Hallig Hanken“ in Oldenburg.
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Energiewende im Nordwesten
Die Region habe gute Voraussetzungen, hieß es auf einer OLEC-Veranstaltung. Die Teilnehmer bauen aufs Anpacken und auf die Unterstützung der Politik.
Für einen erfolgreichen und nachhaltigen Wirtschaftsstandort: Mit diesem Leitgedanken haben Experten aus Wirtschaft und Politik auf Einladung des Oldenburger Energieclusters (OLEC) am Veranstaltungsort „Hallig Hanken“ diskutiert. Den Auftakt machten Thorsten Janßen (stellvertretender OLEC-Vorsitzender), Eckhard Stein (Präsident der Handwerkskammer Oldenburg) und Jan Müller (Präsident der Oldenburgischen IHK).
Die Voraussetzungen für eine Energiewende seien hierzulande nach wie vor gut. So habe man noch immer ein starkes Handwerk und viele kleinere und mittelgroße Betriebe, die die Wirtschaftsleistung ankurbelten, waren die drei Redner sich einig. Auch sei man hinter den USA und China nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Man müsse aber, um das nicht zu gefährden, nun an den richtigen Stellschrauben drehen: weniger Bürokratie, Verlässlichkeit seitens Politik, so dass langfristig investiert werden könne – und Attraktivität für Fachkräfte, damit die Nachfrage auch bedient werden kann, erklärten Stein, Müller und Janßen.
Der Beratungsbedarf zu energetischen Sanierungen sei stark gestiegen, berichtete Cehan San in der anschließenden Podiumsdiskussion. Der Geschäftsführer der San Haustechnik GmbH berichtete von Verunsicherungen bei den Bürgerinnen und Bürgern. „Wer jetzt in Nachhaltigkeit investiere, hat vermehrt die Sorge, dass nun politisch eine Kehrtwende vollzogen wird“, erklärte San. So würden diejenigen, die vorangehen, nachher bestraft – egal, ob Unternehmer oder Privathaushalt.
Nach einem Impuls von Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier (Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Bauen und Verkehr) diskutierten Julia Hamels (schrand.energy GmbH & Co. KG), Kirstin Sloos-Timpte (Gasunie), Cehan San und Christopher Tamms (iNeG – IngenieurNetzwerk Energie eG) über Gestaltungsoptionen und Ideen für einen klimaschonenden Wirtschaftsstandort. Tamms rief dazu auf, mehr Mut zu zeigen und berichtete in diesem Zusammenhang von drei Landwirten, die zusammen eine Biogasanlage ans Netz gebracht hätten.
Einfach machen: Frei nach diesem Motto hat schrand.energy aus dem Landkreis Cloppenburg ein ganzes Gebäude mit Wasserstoff versorgen wollen – und einen entsprechenden Energiekreislauf von der Erzeugung über die Speicherung bis zur Rückverstromung geschaffen. Solche Business-Cases, also Fallbeispiele, seien wichtig, um das Ganze später auch im größeren Maßstab umzusetzen.
Den Blick des Nachbarlandes Niederlande brachte Sloos-Timpte ein. Sie arbeitet für das Energieunternehmen Gasunie in Groningen und appellierte, Synergien auf europäischer Ebene zu schaffen. Die Niederlande und Deutschland könnten noch viel voneinander lernen. Wichtig sei es, erst einmal zu starten – und Prozesse später weiter zu optimieren. So sollte man grauen Wasserstoff nicht per se verteufeln, sondern dieser sei erst einmal notwendig, um alle Prozesse umzustellen, bis man diese ausschließlich mit grünem Wasserstoff betreiben könne.