
Vor dem Gästehaus der Landesregierung: Das Kabinett um Ministerpräsident Olaf Lies sowie Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der sechs Handwerkskammern in Niedersachsen.
© Kerstin Reimers
Austausch zu drängenden Themen
Das Landeskabinett hat Spitzenvertreterinnen und -vertreter der niedersächsischen Handwerkskammern eingeladen.
„Niedersachsen braucht ein starkes Handwerk, um die kommenden Herausforderungen meistern zu können. Vor allem in diesen herausfordernden Zeiten ist es wichtig, an einem Strang zu ziehen. Und das macht ein konstruktives Gespräch an einem Tisch umso wichtiger“, betont Ministerpräsident Olaf Lies zur Begrüßung der sechs Kammerpräsidenten und Hauptgeschäftsführer am 23. September im Gästehaus der niedersächsischen Landesregierung. Lies weiter: „Dieser enge regelmäßige Austausch zeigt, wie systemrelevant das Handwerk ist. Denn wir sind uns sehr bewusst: Ohne ein starkes Handwerk gibt es keine starke Wirtschaft und keine gelungene Transformation.“ Detlef Bade, stellvertretender Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e.V. (LHN) macht zu Beginn des Austausches deutlich: „Die wirtschaftliche Entwicklung im Handwerk ist zwar robust, die Erwartungshaltung der Betriebe setzt aber auf handwerksgerechtere Rahmenbedingungen und wieder mehr unternehmerische Gestaltungsfreiheit.“
Aus Sicht der Handwerksvertretung ist ein wichtiger Punkt die Stärkung der Lebenskompetenz der Schülerinnen und Schüler durch mehr finanzielle Bildung und mehr Lebens- und Wirtschaftsbezüge im Unterricht. „Maßnahmen der beruflichen Orientierung sind für junge Menschen elementar für ihre Ausbildungs- oder Berufswahlentscheidung. Sie sind der Grundstein, um auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erfolgreich Fuß fassen zu können. Alle weiterführenden Schulen in Niedersachsen arbeiten bereits heute kontinuierlich daran, den Schülerinnen und Schülern eine möglichst breite Auswahl beruflicher Perspektiven zu vermitteln. Mit dem neuen Erlass zur Beruflichen Orientierung werden wir dies in Zukunft noch stringenter weiterentwickeln und intensivieren“, sagt Marco Hartrich, Staatssekretär im Kultusministerium.
Lehrpläne, Integration, Bürokratieabbau
Lehrpläne sollten nach der Handwerksvertretung systematisch auf Lebenskompetenzen wie finanzielle Bildung, unternehmerisches Denken und auch auf digitale Grundbildung überprüft und angepasst werden. Neben einer gezielten Lehreraus- und -fortbildung brauche es die Weiterentwicklung der Bildungscloud und geeigneter didaktischer Konzepte zur gezielten Tablet Nutzung.
Daneben spielt mit Blick auf die berufliche Integration junger Menschen – speziell bei einem Migrations- und Fluchthintergrund – gute Sprachkompetenz eine große Rolle. Die Sprachförderung muss systematisch ausgebaut werden, sodass der erfolgreiche Abschluss einer Ausbildung möglich gemacht wird. Mit Blick auf die Gewinnung von Fachkräften legt das Handwerk einen Schwerpunkt auf die Integration von bereits zugewanderten Menschen. Es zeigt sich aber auch offen für eine gesteuerte Zuwanderung. Hierzu sind allerdings transparente und passgenaue Unterstützungsstrukturen nötig, die den Bedarfen kleiner Betriebe gerecht werden. Ein landesweites Konzept mit klaren Zuständigkeiten und einem klaren Informationsfluss zwischen Betrieben, Behörden und allen Beratungseinrichtungen ist unabdingbar.
Schließlich bleibt das Thema Entbürokratisierung ganz oben auf der Agenda des Handwerks. Die angekündigte Vereinfachung der Landesförderung und die Ausweitung der Förderung der regionaler Wirtschaftsstrukturen sollten zeitnah auf den Weg gebracht werden. Förderinstrumente wie die GRW müssen das Handwerk verstärkt berücksichtigen. Die geplante Aufnahme des Bäcker- und Fleischerhandwerks in die Liste der Förderberechtigten im Rahmen der GRW wird an dieser Stelle als ein erster, guter Schritt in die richtige Richtung bewertet.
Mit Blick auf weitere Vorhaben z.B. von der europäischen Ebene wünscht sich das Handwerk von der Europaministerin eine enge Einbindung und intensiven Austausch. Weitere bürokratische Belastungen müssen im Sinne „Think small First“ unbedingt vermieden werden.
Die Nah- und Grundversorgung durch das Handwerk spielt nicht nur für die ländlichen Räume eine große Rolle. Auch mit Blick auf den jüngst vom Land ins Leben gerufenen sicherheitspolitischen Pakt zeigt sich, wie wichtig das Handwerk für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur insgesamt ist. Die von Seiten des Landes offene Kommunikation und Einbindung des Handwerks wird von den Spitzenvertretern der Handwerkskammern ausdrücklich gelobt.