Sprachen über die Lage im regionalen Handwerk (v. li.): Nicola Herbarth (Kurt Herbarth Bauunternehmen), Michael Metzler (Betriebsberater Handwerkskammer), Klaus Higgen (stellvertretender Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer) und Eckhard Stein (Kammerpräsident).
© Torsten Heidemann

Besseres Geschäftsklima im regionalen Handwerk

Die Herbstumfrage der Handwerkskammer Oldenburg zeigt: Vor allem das Kraftfahrzeuggewerbe, die Gesundheitshandwerke und das Lebensmittelge-werbe berichten von einer positiven Entwicklung. Einblicke in die betriebliche Praxis gab Bauunternehmerin Nicola Herbarth bei einem Pressegespräch.

erstellt am 8. November 2023

Oldenburg. Die Handwerkskammer Oldenburg hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Betriebsbefragung veröffentlicht. Demnach ist die Herbst-Konjunktur deutlich besser in Fahrt als vor einem Jahr. „Der Indikator für das Geschäftsklima ist von 91 Punkten auf 103 Zähler gestiegen“, gab Kammerpräsident Eckhard Stein bei einem Pressegespräch an diesem Mittwoch bekannt. „Die Einschätzung der Lage ist in der Gesamtbetrachtung gut. Für die kommenden Monate erwarten die Betriebe die ganze Bandbreite: Die Antworten reichen von hoffnungsvoll bis getrübt“, so der Präsident.

Für den Konjunkturbericht wertete die Handwerkskammer 824 Fragebögen online aus. „Die größten positiven Veränderungen melden uns das Kraftfahrzeuggewerbe, die Gesundheitshandwerke und das Lebensmittelgewerbe“, ging Stein auf einzelne Branchen ein. Ebenfalls über dem Durchschnitt liegen die Berufe des Ausbaugewerbes und die persönlichen Dienstleistungen. Im Aufholmodus befinden sich die Zulieferer. Zurückhaltende Entwicklungen sind im Bauhauptgewerbe zu erkennen. Der Indikator bleibt exakt auf Vorjahresniveau und somit auf dem niedrigsten Wert seit 2018.

Bei dem Pressegespräch berichtete Nicola Herbarth aus der betrieblichen Praxis. Die Geschäftsführerin des Bauunternehmens Kurt Herbarth aus Bad Zwischenahn erklärte, dass sich in diesem Jahr die Schere von Neubauten und Sanierungen stark geöffnet habe. „Wir sind überwiegend in der Sanierung tätig und betreuen auch historische Denkmäler. In diesem Bereich gibt es kontinuierlich zu tun und er beschert uns auch eine gesunde Auftragsreichweite.“ Private Neubauten seien hingegen für die Branche quasi nicht existent. „Viele Privatleute möchten bauen, haben sogar einen Bauplatz und einen Architekten, aber das Projekt lässt sich aus Kostengründen nicht realisieren“, so die Chefin von zwölf Angestellten und zwei Maurer-Auszubildenden.

Die angespannte Lage beim Neubau werde sich wieder legen, ist sich Nicola Herbarth sicher. Vielmehr beschäftigt sie die seit Jahren gestiegene Bürokratie: „Das ist ein extremer Faktor für die Betriebe. Aufzeichnungspflichten, Dokumentationen von Pausen oder sich ständig wiederholende Einweisungen für bestens geschultes Personal. Der Zeitaufwand wird immer größer.“ Kammerpräsident Stein erwartet von der Politik zügiges Handeln: „Mit Blick auf die angestrebten Transformationen wäre es fatal, wenn am Bau die Kapazitäten an qualifiziertem Personal und Betrieben wegbrechen, weil politisch nicht entschlossen genug gehandelt wird. Der 14-Punkte-Plan der Bundesregierung zum Bau muss schnellstmöglich mit klaren Zuständigkeiten und klaren Zeitplänen umgesetzt werden.“

Klaus Higgen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, ging auf „Chancen und Risiken“ ein, die bei den Betrieben abgefragt wurden. „Gerade für das Bau- und Ausbaugewerbe spielt das politische Umfeld eine große Rolle. Überall sind gestiegene Kosten und gesuchte Fachkräfte ein Thema. Hoffnungen ruhen auf der staatlichen Förderung für private und gewerbliche Bereiche sowie auf der Energiewende. Die Betriebe des Nahrungsmittelhandwerks und der personenbezogenen Dienstleistungen sehen zudem, dass die Verbraucher bereit sind, für Qualität entsprechende Preise zu zahlen“, erklärte Higgen.

Die Konjunkturumfrage, die der betriebswirtschaftliche Berater der Handwerkskammer Michael Metzler ausgewertet hatte, lieferte noch weitere Erkenntnisse: „Es herrscht eine deutlich geringere Erwartung von steigenden Einkaufspreisen. Diese hatten die Betriebe vor einem Jahr sehr belastet. Damals hatten beispielsweise die für den gewerblichen Bedarf tätigen Betriebe zu 86 Prozent mit steigenden Preisen gerechnet – nun sind es 47 Prozent“, so Metzler.

Download pdf Konjunkturbericht Herbst 2023 (2,15 MB)

Michael Metzler, M.Sc. Betriebswirtschaftlicher Berater Telefon 0441 232-236 Telefax 0441 232-55236 metzler@hwk-oldenburg.de