Gebäudereiniger leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Hygienestandards.
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Stolz auf das Geleistete

Landesweite Umfrage zum handwerkspolitischen Aschermittwoch: Corona hinterlässt Spuren, aber das Handwerk bleibt ein verlässlicher Arbeitgeber und Ausbilder.

„Über 90 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker in Niedersachsen sind stolz auf ihre Leistungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Ausbildung – auch oder ganz besonders zu Zeiten von Corona", führt Mike Schneider, Präsident des niedersächsischen Handwerkstages (NHT), zum Jahresstart 2021 aus. Rund 1.500 niedersächsische Betriebe aus nahezu allen Gewerken haben sich im Rahmen der landesweiten Umfrage zum handwerkspolitischen Aschermittwoch zurückgemeldet.

Die wirtschaftliche Lage im Handwerk insgesamt gestaltet sich nach wie vor robust. Gut drei Viertel der befragten Betriebe bewerten ihre Lage mit „gut“ oder „befriedigend“. Ein knappes Viertel zeigte sich „unzufrieden“. Zu dieser guten Gesamtbewertung tragen vor allem die Betriebe im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe bei, die sogar zu 96 und 93 Prozent mit ihrer Lage sehr zufrieden oder zumindest zufrieden sind. „Das Bau- und Ausbauhandwerk, welches über die Hälfte aller Betriebe ausmacht, hat bei hohen Hygienestandards nahezu durchgängig gearbeitet“, verdeutlicht Schneider.

In der Gruppe der personenbezogenen Dienstleistungshandwerke, das heißt vor allem in den Friseur- und Kosmetikbetrieben, war aufgrund des langen Lockdowns die Stimmungslage dagegen äußerst angespannt. Mit 72 Prozent der Betriebe zeigte sich der weitaus überwiegende Teil mit seiner aktuellen wirtschaftlichen Lage mehr als „unzufrieden“. Vielfach sind die Reserven aufgebraucht, die Wirtschaftshilfen nicht oder in unzureichendem Umfang angekommen – dies gilt insbesondere mit Blick auf den Ausfall des Unternehmer-lohns. Dieses führte zu erheblichem Frust.

Aber auch in den Kfz- und Gesundheits- sowie Lebensmittelhandwerken machen sich die Beschränkungen deutlich bemerkbar. Der Anteil der unzufriedenen Stimmen war mit ca. 40 Prozent hier ebenfalls deutlich gestiegen. Die angekündigte Öffnungsperspektive für die Friseurbetriebe ist richtig. Auch im Kfz-Handel ist die Wiederaufnahme von Probefahrten eine gute Nachricht. Die handwerklich geführten Kosmetikbetriebe zeigten sich enttäuscht, sie hatten ebenfalls auf eine Öffnung gesetzt.

Eine schnelle Besserung war von vielen Betrieben zu Jahresbeginn nicht erwartet worden. 38 Prozent der Betriebe rechneten mit weiteren wirtschaftlichen Verschlechterungen, darunter gingen 10 Prozent sogar von deutlichen Verschlechterungen aus. Trotz dieser Erwartungen änderten die Betriebe als verlässliche Arbeitgeber und Ausbilder ihre Personalplanungen und -entwicklungen wenig. Über 80 Prozent gaben an, ihre Beschäftigten zu halten, unter ihnen planen 8 Prozent daneben auch Neueinstellungen. Knapp 20 Prozent rechnen zwar mit Rückgängen, aber nur bei weniger als 3 Prozent der Betriebe sollen diese deutlich ausfallen. Die Arbeitsplatzsicherheit im Handwerk bewerten die Handwerksunternehmer selbst als ausgesprochen hoch. Sie wird im Handwerk von über 70 Prozent der Betriebsinhaber im Vergleich zur übrigen Wirtschaft als „höher“, darunter von knapp 30 Prozent sogar als „deutlich höher“ eingestuft.

Gut 80 Prozent der Ausbildungsbetriebe werden zudem ihr Ausbildungsengagement nicht zurückfahren, sondern auf dem gewohnten Niveau halten. Unter den übrigen 20 Prozent der Betriebe, die Veränderungen planen, werden zwei Drittel ihre Ausbildungsangebote ausweiten und nur ein Drittel verringern. Für den Handwerksnachwuchs bleiben die Handwerkerinnen und Handwerker optimistisch: Über 80 Prozent der Betriebsinhaber schätzen die beruflichen Chancen im Handwerk als „gut“, darunter 43 Prozent sogar als „sehr gut“ ein.

Viele Handwerksberufe, die bisher nicht unbedingt im Vordergrund standen, erwiesen und erweisen sich unmittelbar vor Ort als systemrelevant, weil sie zur Sicherstellung der Gesundheit und Hygiene, zur Versorgung in den Bereichen Wasser, Wärme und Energie, zur Sicherstellung der Mobilität und der Kommunikation oder auch zur Lebensmittelversorgung beitragen. „Es ist zum Beispiel den Wenigsten bewusst, welchen Beitrag die Gebäudereiniger zur Sicherung der Hygienestandards in Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten leisten“, betont Schneider.

Die Arbeit im Handwerk unterscheidet sich von vielen anderen Berufen. Handwerkliche Arbeiten sind in aller Regel sichtbar. Es wird produziert, installiert, repariert, saniert oder restauriert. Im Handwerk arbeitet man mit und häufig auch am Menschen. In der Regel wird ganzheitlich gearbeitet und die Ergebnisse der eigenen Arbeit sind damit direkt erkennbar. Dies wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden der Handwerker aus. „Handwerk macht stolz!“, bekräftigt Schneider.

Die Politik auf Landes- und Bundesebene ist gefordert:

  • die zugesagte schnelle Auszahlung von Hilfsgeldern tatsächlich umzusetzen – wie z.B. Überbrückungshilfe III,
  • mit einem angemessenen Unternehmerlohn auch Unternehmerinnen und Unternehmer kleiner Betriebe zu unterstützen,
  • zur Abwendung von Überschuldungen und zur Sicherung von Liquidität eine zeitliche Ausweitung der steuerlichen Verlustverrechnung vorzusehen,
  • die Impfaktion zu beschleunigen und Selbsttests anzubieten,
  • die Pläne für weitere Lockerungen konsequent zu verfolgen und nicht zuletzt
  • die Entbürokratisierung über die niedersächsische Clearingstelle voranzutreiben sowie
  • jegliche, zusätzliche Belastungen der Betriebe zu vermeiden.