Mawuwoe (l.) und Mary (4. v. l.) von der Auslandshandelskammer in Ghana haben mit Cehan San (r.) das
BZTG besucht. Arnim Weigelt (2. v. l.) und Michael Paletta (3. v. l.) führten durch die Werkstätten.
© Kreishandwerkerschaft Oldenburg
Gäste aus Ghana schauen sich duale Ausbildung an
Die Auslandshandelskammer besucht mit der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik das Bildungszentrum für Technik und Gestaltung (BZTG) Oldenburg.
Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und von der Realität abweichende Vorstellungen können bei der Integration von Fachkräften zum Problem werden. Um das Risiko zu minimieren, bietet die Auslandshandelskammer (AHK) ein Programm an, mit dem junge Ghanaerinnen und Ghanaer direkt in ihrem Herkunftsland auf eine Ausbildung in Deutschland vorbereitet werden. Mit Mawuwoe und Mary hat eine Delegation der AHK die Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Oldenburg und das Bildungszentrum für Technik und Gestaltung (BZTG) Oldenburg besucht, um sich ein Bild davon zu machen, was die potenziellen Fachkräfte in ihrer dreieinhalbjährigen Ausbildung im SHK-Handwerk erwarten würde.
Wirtschaftliche und menschliche Voraussetzungen beachten
Der Kontakt zur Innung kam über Social Media zustande. Obermeister Cehan San bot seine Unterstützung auf Innungsebene an: "Als Innung können wir viel mehr bewegen, als ich als einzelner Unternehmer. Wenn es das Ziel ist, junge ambitionierte Menschen anderer Nationen in Deutschland auszubilden, damit diese hierbleiben, unseren Fachkräftebedarf auffangen und damit die Wirtschaft fördern, dann sind wir als Netzwerk der richtige Partner." Nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus menschlicher Sicht stoßen die Unterstützungsangebote der AHK bei San auf fruchtbaren Boden: "Ich habe selbst Migrationshintergrund und bin das Kind eingewanderter Eltern. Ich verstehe nur zu gut, was es heißt, sich an einem anderen Ort durchzubeißen und sich in eine andere Kultur einzugliedern. Die Chance, sich damit etwas aufzubauen, habe ich genutzt und damit möchte ich nicht der Letzte gewesen sein."
Potenzialanalyse zunächst im kleinen Rahmen
Für den Schritt ins Ausland werden die Fachkräfte von Morgen bereits in Ghana vorbereitet: Nur besonders gute Schulabsolventinnen und Schulabsolventen werden für das Verfahren zugelassen. Sie erhalten anschließend eine einjährige fachliche Ausbildung und erlernen Deutsch bis zum Sprachniveau B2. Erst danach geht es in eine reguläre dreieinhalbjährige Ausbildung zum/zur Anlagenmechaniker/-in für SHK auf deutschem Boden. Das langfristige Ziel ist der Verbleib in Deutschland und die Stärkung des regionalen Handwerks. Was auf dem Blatt Papier schlüssig klingt, trifft in der Praxis auf Hürden: Ein Azubi aus dem Ausland kostet Ausbildungsbetriebe mehr als ein in Deutschland aufgewachsener Azubi. Für Cehan San steht dennoch fest: "Wir möchten das Konzept auf Innungsebene im kleinen Rahmen ausprobieren, unsere Erfahrungen sammeln und Potenziale suchen. Es geht darum Personen in unsere Kultur zu integrieren, die einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung leisten."
Realität vor Ort muss berücksichtigt werden
Im Ausland eine qualifizierte Ausbildung zu absolvieren ist für viele Ghanaerinnen und Ghanaer attraktiv. Damit dieser Traum nach der Ankunft in Deutschland nicht zerplatzt, machten sich Mary und Mawuwoe ein detailliertes Bild davon, was ihre Landsleute hier erwarten würde. Ein Teil des Programms: Der Besuch des BZTG Oldenburg. Michael Paletta (Abteilungsleiter A3) und Lehrkräfte aus seinem Team führten die Delegation durch die Bildungswerkstätten. Der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern und ihre Erfahrungen standen dabei an oberster Stelle. Mawuwoes Fazit fiel positiv aus: “In Ghana wird eher theoretisch geschult. Hier wird hingegen sehr praxisnah unterrichtet und viel an Beispielinstallationen gearbeitet. Das finde ich hervorragend.“