Auch bei der Kreishandwerkerschaft Oldenburg wird auf den elektrischen Antrieb gesetzt.
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E-Mobilität: Wachstumsrate in Oldenburg höher als in Niedersachsen
Nicht schrittgehalten mit der wachsenden Beliebtheit von E-Fahrzeugen hat der Ausbau des öffentlichen Ladenetzes. Im vergangenen Jahr wurden lediglich drei neue Ladepunkte im Stadtgebiet Oldenburg errichtet.
In Oldenburg und Umland wird deutlich mehr elektrisch gefahren. Laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) sind über 4.400 voll- oder teilelektrisch angetriebene Fahrzeuge im Stadtgebiet angemeldet. Das ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent. Besonders die reinen Stromer erfreuen sich unter den Oldenburgern großer Beliebtheit. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind 84 Prozent mehr von ihnen unterwegs. Die Wachstumsrate liegt in Oldenburg damit um ein Viertel höher als im niedersächsischen Durchschnitt.
Der Plug-In-Hybrid ist dafür aber in Oldenburg etwas weniger begehrt als im Landesdurchschnitt (+ 45,5 % zu + 47,7 %). Ein weiterer spannender Vergleich betrifft wiederum die reinen Stromer: In der Stadt Osnabrück, die ähnlich groß ist wie Oldenburg, kommen auf ein E-Fahrzeug nur 32,8 Einwohner. In Oldenburg sind es 75,9. „Solche Zahlen sind mit Vorsicht zu interpretieren“, rät Dirk Wellmann, Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Oldenburg. „Die Verkehrsinfrastruktur ist in jeder niedersächsischen Stadt anders. Hier bei uns wird viel Fahrrad gefahren und die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist gut. Das sorgt natürlich auch dafür, dass insgesamt weniger Menschen überhaupt ein Auto benötigen.“
Ladeinfrastruktur wird zum Nadelöhr
Nicht schrittgehalten mit der rasant wachsenden Beliebtheit von E-Fahrzeugen hat allerdings der Ausbau des öffentlichen Ladenetzes. Im vergangenen Jahr wurden lediglich drei neue Ladepunkte im Stadtgebiet Oldenburg errichtet. Damit stehen insgesamt 137 öffentlich zugängliche Ladestellen zur Verfügung. Das macht etwa 32 Plug-In-Hybride und vollelektrische Fahrzeuge je Ladepunkt. Im niedersächsischen Durchschnitt sind es nur ca. 22.
„Hier zeigt sich eines der Kernprobleme der Mobilitätswende,“ ordnet Wellmann ein. „Es ist nicht die fehlende Akzeptanz elektrischer Antriebe, sondern die Praktikabilität im Alltag. Wenn ich zu Hause oder auf der Arbeit keinen eigenen Ladepunkt habe, dann werde ich mit einem E-Fahrzeug momentan wenig Freude haben. Andererseits ist der Ausbau des öffentlichen Ladenetzes in dicht besiedelten Gebieten auch eine echte Herkulesaufgabe. Selbst wer möchte, scheitert in der Praxis oft an Richtlinien, zu schwachen Leitungen und Platzproblemen.“
Wie die Infrastruktur einer Region das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung beeinflusst, wird am Beispiel Wilhelmshaven deutlich. Die Stadt bildet bei den absoluten Zahlen mit 472 ausschließlich strombetriebenen Fahrzeugen das niedersächsische Schlusslicht und zählt 84,7 Einwohner je voll- oder teilelektrisch angetriebenem Kfz. Allerdings legten dort im vergangenen Jahr die Plug-In-Hybride um ganze 78 Prozent zu – reine Stromer nur um unterdurchschnittliche 55 Prozent. Kurze Wege elektrisch und längere Strecken unterbrechungsfrei zurücklegen zu können, wird in der Küstenstadt offenbar geschätzt. Da mit dem Jahreswechsel die staatliche Förderung für den Plug-In-Hybriden weggefallen ist, wird es dem Oldenburger Obermeister zufolge spannend, ob sich dieser Trend auch in den Zahlen des nächsten Jahres noch erkennen lassen wird.