Christian Heins (li.) und Kay Lutz Pakula vor dem 3D-Modell der Jade-Hochschule. Im November bieten die beiden ein zweitägiges Planspiel für Handwerker an.
© Institut für Datenbankorientiertes Konstruieren

BIM-Planung spielerisch erlernen

Handwerker können unter Realbedingungen proben. Am Ende muss eine „Jury“ überzeugt werden.

Die Digitalisierung im Handwerk schreitet immer weiter voran. Im Bereich des Bauwesens wird viel über die IT-gestützte Planungsmethodik Building Information Modeling (kurz BIM) gesprochen. Um BIM für das Handwerk greifbar und erlebbar zu machen, hat die Technologietransferstelle der Handwerkskammer Kontakt zur Innovativen Hochschule Jade-Oldenburg! (IHJO) aufgenommen. „Wir wollen ein lösungsorientiertes Angebot entwickeln und bieten im November zusammen ein zweitägiges Planspiel an“, sagt Kay Lutz Pakula. Der Innovationsberater der Kammer erläutert grundlegend:

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Baukonstruktionen werden im Detail für jeden visuell in 3 D-Bauwerksmodelle dargestellt und bis zur Ausführungsreife von den Planenden gemeinsam abgestimmt.
  • Kollisionen werden am Modell (noch vor dem Baubeginn) behoben.
  • Anschlussdetails, Zeitpläne und Kosten können aus dem Modell heraus abgelesen werden.
  • Angebote können somit, ohne auf der Baustelle ein Aufmaß zu nehmen, in Ruhe (beispielsweise von zu Hause aus) erstellt werden.

 

Initiative BIM2USE gegründet

BIM bietet allen Beteiligten eine juristisch sichere Planungsgrundlage. „Um den Betrieben bei der Einführung von BIM zu helfen, hat die IHJO die Initiative BIM2USE gegründet. Das Ziel ist es, die gängigsten BIM-Schlüsseltechnologien in einem wissenschaftlichen Umfeld zu testen, bevor investiert wird“, sagt Professor Gregor Grunwald. Für den Experten in Sachen Planungs- und Baumanagement ist klar: „Die Vorteile von BIM können angelesen, aber nicht ohne weiteres angewendet werden. BIM muss vielmehr erlebt werden und dafür steht BIM2USE.“ 

In Form eines zweitägigen Planspiels wird ein interdisziplinärer Ausschreibungswettbewerb mithilfe der BIM-Methodik spielerisch vermittelt. Handwerksgruppen (zusammengesetzt aus unterschiedlichen Gewerken) messen, berechnen und arbeiten gleichzeitig am 3 D-Modell. Dies geschieht virtuell - das heißt, die Teilnehmer analysieren und dokumentieren, führen Planungen zusammen und überprüfen Kollisionen vom Büro oder von zu Hause aus. 

Die Modellerstellung erfolgt im Vorfeld des Planspiels. Das für die Handwerker zu bearbeitende Bauwerksmodell, der architektonische Entwurf, besteht demnach schon als IFC (Industry Foundation Classes)-Modell. Die Teilnehmer führen die individuellen Gewerksplanungen in einer Kollaborationsplattform zusammen und dokumentieren mithilfe von BCF (BIM Collaboration Format) etwaige Unklarheiten. Durch die visuellen Markierungen der „fehlerbehafteten“ beziehungsweise fragwürdigen Bauteile optimieren die Handwerker gemeinsam mit ihren Partnern und mit den Auftraggebern die fachliche Ausgestaltung des Bauwerks direkt am digitalen Modell. 

Ziel ist es, einer „Jury“ (Bauherren/Betreuer) die überzeugendste Angebotsgrundlage vorzuschlagen und aus dem Wettbewerb als Sieger hervorzugehen. Die Jury bewertet individuell die Bearbeitungsabläufe, die Lernkurven und natürlich das Ergebnis.  

Grundsätzlich erhalten alle Teilnehmer eine Bescheinigung über die erfolgreiche praktische Umsetzung der erlangten Kenntnisse in einer Testumgebung.