Inhaber und Geschäftsführer Ulf Jonuscheit und Geschäftsführerin Miriam Rudnitzki in einer der Marine Hallen.
Sarah Lehmler / Handwerkskammer Oldenburg

Von Berne in die Umlaufbahn

Aljo steht seit über fünf Jahrzehnten für innovative Leichtbaukomponenten. Für ein Azubi-Projekt gab es jetzt eine Auszeichnung.

erstellt am 11. März 2024

Berne/Oldenburg. Es fing einmal ganz klein an: 1970 gründete Gerhard Jonuscheit den Handwerksbetrieb hinter dem Weserdeich, der sich zu dem Zeitpunkt auf den Bereich Schiffsausrüstung spezialisiert hatte und aus einer kleinen Halle und drei Mitarbeitern bestand. Heute steht sein Sohn und Nachfolger Ulf Jonuscheit auf einem riesigen Gelände von 16.700 qm Produktionsfläche und führt in elf Hallen über 300 Mitarbeitende – mit Raum für weiteres Wachstum, wie er versichert.

Doch nicht nur in puncto Größe hat sich das Unternehmen Aljo (Aluminium Jonuscheit) entwickelt, sondern auch in Bezug auf seine Produktpalette. Neben dem namensgebenden Aluminium setzt das Unternehmen heute auf weitere Leichtbaumaterialien wie z. B. Titan, Leichtbaustahl und Kohlefaser. Und Ulf Jonuscheit gibt sich längst nicht mehr mit nur einem Geschäftszweig zufrieden. Das Repertoire hat sich erweitert, die Einsatzbereiche sind vielfältig und reichen von der Marine über die Automobil- und Luftfahrtindustrie bis hin zum Weltraum. „Uns findet man nicht nur auf der Straße, sondern auch auf und unter dem Wasser, in der Luft und sogar im All“ berichtet der gelernte Schiffsbauer stolz.

Genauso ausgedehnt hat sich der Kundenstamm: „Mittlerweile beliefern wir Unternehmen auf der ganzen Welt, zum Beispiel in Frankreich, Indien, Thailand und Brasilien.“ So kann sich auch die Kundenliste sehen lassen. „Wir arbeiten bereits seit 20 Jahren für VW und sind für den Innenausbau des T6-Campers und bald auch für das neue T7-Modell zuständig.“ erklärt Geschäftsführerin Miriam Rudnitzki, die Jonuscheit seit 2013 zur Seite steht. Darüber hinaus zählt Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus genauso zur Kundschaft wie auch Boeing und die französische Naval-Group. Sogar an den Galileo-Satelliten findet man Teile aus Berne. „Wir sagen deshalb gerne, dass wir hinterm Deich und nicht hinterm Mond sind“, schmunzelt der Eigentümer.

Der Spruch zeigt, dass Unternehmen und Inhaber trotz Rekordumsätzen auf dem Boden geblieben sind. „Wir sind hier sehr heimatverbunden, unsere lange Tradition und die norddeutsche Natur haben uns ja zu dem gemacht, was wir heute sind“, erklärt Jonuscheit. Auch deshalb spielt für ihn das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. „Für mich persönlich ist es wichtig, dass ich in ein paar Jahren weiß: Ich habe einen Beitrag in die richtige Richtung geleistet.“ Deshalb hat der Betrieb mittlerweile auch ausgebildete Nachhaltigkeitskoordinatoren. „Für jede der Säulen einen“, berichtet Rudnitzki. Kein Wunder also, dass Aljo auch über die EcoZert- Zertifizierung, eine Qualitätsauszeichnung für besonders nachhaltige Unternehmen, verfügt. „Wenn man als vergleichsweise kleines, deutsches Handwerksunternehmen weiterhin mit Global Playern zusammenarbeiten will, sind solche Zertifikate von besonderer Bedeutung“, weiß Jonuscheit.

Dass das Unternehmen trotz Größe und Internationalität nach wie vor ein Familienbetrieb ist, merkt man auch am Umgang mit der Belegschaft. „Die Förderung unserer Mitarbeiter ist uns sehr wichtig“, erzählt Jonuscheit. „Wir regen aktiv zur Weiterbildung an und bilden mit Begeisterung in den verschiedenen Handwerksberufen aus.“ Für die Auszubildenden gibt es dabei neben einem Ausbildungsleiter, der wirklich nur für sie zuständig ist, auch eine komplette Ausbildungswerkstatt. Kein Wunder also, dass die Firma mit einem besonderen Azubi-Projekt gerade den Preis für Innovative Ausbildung (PIA) der Nordwest Mediengruppe erhalten hat. Die angehenden Feinwerkmechaniker haben dabei selbstständig eine Anlage zur Automatisierung der Glättung und Fräsung von Schweißnähten an Drain Masten konstruiert und gefertigt.

Damit es in Zukunft genauso erfolgreich weitergeht, steht die nächste Generation schon in den Startlöchern. „Mein Sohn, der gelernter Elektroniker für Betriebstechnik ist, ist neben seinem internationalen Betriebswirtschaftsstudium bereits im Unternehmen tätig und lernt, so wie ich seinerzeit auch, das Unternehmen von allen Seiten kennen“, sagt Ulf Jonuscheit.

Trotz einer Zunahme der industriellen Strukturen ist Miriam Rudnitzki wichtig, dass die Kernessenz des Unternehmens das Handwerk ist und bleibt. „bei uns steht immer noch handwerkliches Können im Vordergrund“, freut sie sich. Inhaber Jonuscheit ergänzt: „Der Stempel Handwerk ist bis heute das; was uns ausmacht – und auch ein entscheidender Faktor für viele Kunden.“