Mohammed Juma freut sich im Saal der Handwerkskammer über seine bestandene Meisterprüfung.
© Torsten Heidemann / Handwerkskammer

Rückblick ins Jahr 2016: Mohammed Juma bekam von Integrationsberater Hussein Kerri die Einstiegsqualifizierung vermittelt.
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Integrationsprojekt ist Basis seines Meistertitels

Friseurhandwerk: Mohammed Juma erreicht großes Ziel

erstellt am 22. Januar 2021

Oldenburg. „Mega-stolz“ fühlt sich Mohammed Juma. Der 2015 aus Syrien geflüchtete Mann hat im Dezember 2020 seine Meisterprüfung im Friseurhandwerk bestanden. Gratulationen hat der heute 27-Jährige viele bekommen - natürlich auch von Hussein Kerri. Der Integrationsberater der Handwerkskammer Oldenburg hat Juma von Anfang an begleitet. „Das Projekt hat ihm Türen geöffnet. Hindurchgegangen ist er selber“, freut sich Kerri.

IHAFA, das Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber, half Juma dabei, Vertrauen in einer zunächst fremden Gesellschaft aufzubauen. „Ich kam mit einem Pullover und einer Hose. Nun bin ich Meister. Solch einen Abschluss gibt es in Syrien gar nicht. Und bald werde ich Vater“, strahlt der Oldenburger.

Nach seiner Ankunft in Deutschland hörte Mohammed Juma von IHAFA. Eine Kompetenzfeststellung legte den Grundstein für seine Entscheidung, in das Friseurhandwerk zu gehen. Es folgten ein Praktikum und eine Einstiegsqualifizierung. In dieser Zeit sei es vor allem darauf angekommen, die Sprache zu lernen. Sein Betrieb bot ihm einen Ausbildungsplatz an und über seine offene Art knüpfte Mohammed Juma viele Kontakte, die wiederum sein Deutsch verbesserten.

In der Berufsschule kam er gut mit und zum Ende der Ausbildung reifte der Entschluss, gleich mit der Meisterschule weiterzumachen. „Die ersten zwei Wochen waren hart, aber dann bin ich besser reingekommen. Die Fachlehranstalt Oldenburg für Friseure und Kosmetiker ist gut organisiert und die Unterstützung der Dozenten war super.“ Gefallen hat ihm vor allem die Bandbreite von „Modelle frisieren, Kalkulation lernen, Chemie verstehen, einen Businessplan mit Salonphilosophie erstellen“.

Trotz seiner Karriere hat Mohammed Juma noch keine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Hussein Kerri ist aber zuversichtlich, dass dies nur eine Frage der Zeit ist. Die beiden haben vieles gemeinsam und bleiben weiterhin freundschaftlich miteinander verbunden. „Mohammed ist für junge Leute ein gutes Vorbild. Ich habe ihn gefragt, ob er als ‚Botschafter des Handwerks‘ zum Beispiel in Berufsschulklassen mitkommt und von seinem Werdegang berichtet. Über das Botschafter-Format möchten wir nämlich verstärkt für eine duale Ausbildung in den Handwerksberufen begeistern“, blickt Integrationsberater Kerri voraus.

Hintergrund zum Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber (IHAFA):

Das niedersächsische IHAFA-Projekt bringt Handwerksbetriebe und neu Zugewanderte zusammen. IHAFA führt Maßnahmen zur Berufsorientierung und Kompetenzfeststellung durch, vermittelt in Praktika, Einstiegsqualifizierung und Ausbildung und berät und begleitet Flüchtlinge, Unterstützer/-innen, sowie interessierte Handwerksbetriebe. Das Projekt läuft seit 2015. Es wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung finanziert und von den sechs regionalen Handwerkskammern in Niedersachsen durchgeführt.