Generationenwechsel im Handwerk: Eine überzeugende Übernahme

Deutschlands größte Unternehmensbörse „nexxt change“ bringt Betriebe und Existenzgründende zusammen. Personen, die Unterstützung suchen, können sich an die Handwerkskammer wenden.

Uwe Grotheer und Dennis Schade haben sich gefunden. Der eine suchte bereits seit mehreren Jahren einen Nachfolger für das eigene Hei-zungs- und Sanitär-Unternehmen, der andere wollte seinen Traum von der Selbstständigkeit durch die Übernahme einer Firma verwirklichen – und zwar am liebsten im Norden Richtung Meer. Gefunden haben sie sich online auf der Unternehmensbörse "nexxt change". Für beide ein absoluter Gewinn und schon beim ersten Telefonat „hat es direkt Klick gemacht“, so der Jungunternehmer Schade.

Die Uwe Grotheer Heizungs- und Sanitär GmbH hat der frühere Chef bereits vor 32 Jahren gegründet. „Zu Beginn hatte ich nur einen Transporter und bin damit an sieben Tagen in der Woche zu den Kunden gefahren.“ Echte Schwerstarbeit, die sich aber bald bezahlt machte und so konnte die erste Halle gebaut werden. Im Laufe der Jahre zog das Unternehmen zwar öfter um, blieb dem Ort Jaderberg aber treu.

Trotz eigener Firma und erfüllender Arbeit, hegte Uwe Grotheer stets den Wunsch, sich bis zu seinem 60. Geburtstag zur Ruhe zu setzen. Dass dieses Vorhaben vergangenen Monat auf so perfekte Weise verwirklicht wurde, dass seine große Geburtstagsfeier gleichzeitig zu einer feierlichen Übergabe in der beeindruckenden Firmenhalle wurde, hätte er sich auf seinem Weg dorthin kaum erträumen können. "Über drei Jahre habe ich bereits gesucht – dabei jagte eine Enttäuschung die nächste", schildert Uwe Grotheer seine Herausforderungen bei der Nachfolgersuche. Doch mit Hilfe der Handwerkskammer Oldenburg ging es doch noch auf Erfolgskurs. Zusammen mit Petra Spille, Assistentin im Bereich Wirtschaftsförderung, nahm er sein Inserat auf "nexxt change" genauer unter die Lupe. Gemeinsam optimierten sie den Anzeigentext, fügten Schlagwörter hinzu und machten die Annonce so für potenzielle Interessenten und Suchmaschinen attraktiver.

Sarah Lehmler

Auf diese wurde dann der gebürtige Koblenzer Dennis Schade aufmerksam, der bereits früh den Traum der Selbstständigkeit hegte. Allerdings schreckte er vor einer Neugründung zurück. "Ich wollte nicht bei null starten, sondern dachte mir, dass es genug etablierte Betriebe gibt." Die Grotheer GmbH fiel ihm sofort ins Auge, da er nach jahrelangen Urlauben an der Nordsee den Wunsch verspürte, sich dauerhaft im Norden niederzulassen. „Das Unternehmen war das erste, welches ich angeschrieben habe. Und beim Telefonat merkte ich sofort: das passt.“ Die Entscheidung zur Übernahme fiel dann auch innerhalb einer Woche, für die Schade sofort mit der ganzen Familie nach Jaderberg fuhr, um sich den Betrieb vor Ort anzuschauen.

Bei der Entscheidung für die Betriebsübernahme waren für den jungen Familienvater aber mehrere Kriterien von Bedeutung. „Besonders der schon vorhandene große Kundenstamm und die Reputation überzeugten mich“, verriet er. Durch die Übernahme konnte er außerdem sofort loslegen, Maschinen und Materialien waren alle vor Ort. „Ein großer Pluspunkt in Zeiten, bei denen die Lieferfristen immer länger werden!“ Auch die bereits vorhandenen Fach-kräfte, die Schade alle übernommen hat, sprachen für den Betrieb.

Dennis Schade, nun stolzer Inhaber, hat klare Zukunftspläne für das Unter-nehmen. So soll die Homepage einen Relaunch erfahren und auch auf Social Media möchte er in Zukunft vermehrt setzen. Mit aktuell sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat der Betrieb bereits eine solide Basis, aber Schade sieht noch Potenzial für weiteres Wachstum und sucht aktiv sowohl nach Auszubildenden als auch Fachkräften. "Junge Arbeitnehmer erreicht man heutzutage nicht mehr über Zeitungsanzeigen", betont er und hebt die Bedeutung von Online-Präsenz hervor.

Auch deshalb haben sich die beiden darauf geeinigt, dass Uwe Grotheer noch eine Weile in Teilzeit beim Unternehmen weiterarbeiten wird. „Einmal Handwerker, immer Handwerker", sagt der Altinhaber schmunzelnd. Diese Entscheidung ermöglicht nicht nur einen reibungslosen Übergang, sondern erlaubt auch die Weitergabe von wertvollen Kontakten und Erfahrungen.

Die erfolgreiche Betriebsübernahme der Uwe Grotheer Heizungs- und Sanitär GmbH freut auch Betriebsberater Michael Metzler von der Handwerkskammer. „Dieses Beispiel zeigt, dass die Übernahme etablierter Unternehmen eine vielversprechende Alternative zur Neugründung darstellen kann." Interessierte, die eine erfolgversprechende Übernahmemöglichkeit suchen, finden effektive Unterstützung auf Plattformen wie "nexxt change" und durch die Handwerkskammer.

Ihre Ansprechpartner zum Thema "Nachfolge im Betrieb":

Dipl.-Kauffrau Susann Ruppert Geschäftsbereichsleiterin Wirtschaftsförderung Telefon 0441 232-235 Telefax 0441 232-55235 ruppert@hwk-oldenburg.de

Frühe Überlegungen zahlen sich aus

Nein, eine Revolution wird es nicht geben. Das sagt Helge Zink mit Blick auf die vollbrachte Übernahme des Unternehmens Langer E-Technik in Varel. Der 42-jährige Diplom-Ingenieur ist seit Juni Geschäftsführer des 110 Mitarbeiter großen Betriebes, der davon 25 Angestellte in der Zweigstelle Brake beschäftigt und dort eine Kooperation mit der Firma Barghorn eingegangen ist. Zink kann seine neue Aufgabe in Ruhe angehen, schließlich ist er schon vier Jahre Prokurist bei Langer E-Technik gewesen und kann sich schon erfolgreiche Veränderungen im Einkauf und Vertrieb auf seine Fahne schreiben.

Perspektivwechsel: Auch der Abgebende ist zufrieden. Ingo Langer hat den 1948 gegründeten Betrieb von seinem Vater mit gut 30 Mitarbeitern übernommen. Heute, 32 Jahre später, sagt er: „Ich finde es zum jetzigen Zeitpunkt viel schwieriger, Unternehmer zu werden.“ Als Beispiele nennt er steuerliche Aspekte und die Vorschriften zur Arbeitssicherheit. Dass er einen Nachfolger gefunden hat, ist seinen frühen Überlegungen zu verdanken. „Ich habe mir bereits vor zehn Jahren Gedanken gemacht und einen potenziellen Nachfolger als Prokuristen eingestellt“, schildert Langer seinen ersten Versuch, die Nachfolge zu organisieren. Aber der ausgewählte Mann sprang ab.  

© Handwerkskammer Oldenburg

Rückzug auf Raten 

 Ingo Langer, der den Betrieb in den Geschäftsfeldern Automatisierung, Energietechnik, Schaltanlagen, Sicherheit und Service ausgeweitet hat, geht nicht von heute auf morgen in den Ruhestand. Zunächst hat der 62-Jährige „Di-Mi-Do-Wochen“. Er hat Anteile an Helge Zink übergeben, bleibt aber noch Gesellschafter. Zink ist in der glücklichen Lage, dass in Varel und der Region eine gesunde Auftraggeberstruktur herrscht. „Wir sind gut vernetzt und haben potente Industriekunden in der Nachbarschaft.“ So fiel es auch nicht schwer, die Hausbanken davon zu überzeugen, dass es auch mit dem jungen Nachfolger klappen wird. I

ngo Langer hätte seinen Betrieb auch extern abgegeben. Dass die Firma nun doch in der Familie bleibt, macht ihn umso glücklicher. Sein Vater, der verstorbene Firmengründer Johannes Langer, wäre es auch. „Wir haben aktuell sieben Beschäftigte, die noch unter meinem Vater gearbeitet haben“, erzählt Langer. Und man merkt: Er hat das gute Gefühl, dass alles richtig gelaufen ist. Auch dank seiner frühzeitigen Überlegungen.